Verhaltener Aufwind
Manfred Hobsch, Klaus Rathje, Ralf Krämer:
Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV.
Schwarzkopf und Schwarzkopf Verlag, Berlin 2006.
490 Seiten, 14,90 EUR.
ISBN 3-89602-511-2
Die »250 wichtigsten jungen deutschen Stars« möchte das Lexikon »Filmszene D« aus dem Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf versammeln. Nach der Lektüre des Klappentextes hat man die schlimmsten Befürchtungen, führt dieser doch »Filmklassiker« vom Schlage »(T)Raumschiff Surprise« als Referenz an. Über die Wichtigkeit mancher Personen lässt sich zwar sicherlich streiten, aber im Großen und Ganzen ist die Auswahl doch durchaus stimmig, wenn man von schauspielerisch eher fraglichen »Stars« wie Ralf Bauer und Konsorten absieht.
Die wichtigsten deutschen Schauspieler und Regisseure sind enthalten, erstere werden ab dem Geburtsjahr 1960 aufgeführt, bei den letzteren gibt es die eine oder andere Ausnahme wie etwa Hanno Brühl, Jahrgang 1937, Lars Becker oder Sönke Wortmann. Schön ist, dass auch der Masse eher wenig Bekannte aufgenommen wurden, etwa der Regisseur Andreas Dresen, der mit grandiosen Filmen wie »Halbe Treppe« oder »Die Polizistin« eine liebevoll-realistischen Blick auf die Befindlichkeiten des Landes in unsicheren Zeiten richtete.
Man wagt sich also an eine weitere Stichprobe: Birol Ünel, der Hauptdarsteller aus Fatih Akins »Gegen die Wand« ist dabei, ebenso Barnaby Metschurat (Gigi aus »Solino«), komischerweise aber nicht die fabelhafte Idil Üner, eine der »Stammschauspieler« des Hamburger Regisseurs. Dass man nicht alle unterbringen kann, ist klar, aber dann hätte man doch lieber auf Anke Engelke oder Oliver Kalkofe verzichten können.
Zu jedem gibt es einen kurzen, aber zumeist informativen Text, der sich wohltuend anekdotenabstinent zeigt. Dazu reichen die Autoren knappe biografische Daten und eine vollständige Filmografie sowie die jeweilige Internetadresse des Schauspielers oder Regisseurs.
Das »Filmszene D«-Lexikon ist bestimmt nicht der beste Freund des anspruchsvollen Autorenkino-Liebhabers, aber immerhin, man erkennt, dass sich in ebenjener Filmszene etwas bewegt. Der junge deutsche Film hat nicht nur an kommerziellem Selbstvertrauen gewonnen, er zeigt sich auch künstlerisch auf neuen Wegen und ist, wie die jüngsten Auszeichnungen in Cannes oder Berlin zeigen, wieder ganz gut aufgestellt.
André Schwarz
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